Aus dem Blog

Konflikt als Kraftquelle

Die Mediation ist ein Angebot, bestehende Konflikte zu bereinigen. Ziel ist der transformative Prozess, so dass beide zu einer einvernehmlichen und für alle vorteilhaften Lösung kommen.

Die beiden Kontrahenten bekommen in ihren unterschiedlichen Ansichten Gehör. Das aktiviert das in ihnen vorhandene Potential zur Lösung.

Mediation meint nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Wenn alles in unserem Leben nur friedlich und höflich ist, kann es sein, dass es bald wie friedhöflich ist. Es geht um ein Maß in der Begegnung, dass unsere Emotionen und Bedürfnisse mit der Option auf Kooperation leben lässt. Dazu gehört auch die Konfrontation. Der Konflikt wird durch die Mediation zur Kraft und Erkenntnisquelle.

Alles ist in uns, wie Martin Buber sagt, Kontakt, ist du. 

Mediation nimmt den Menschen wahr. Wenn ich empowert in der Mediation die Chance der Selbstoffenbarung, der Selbstmitteilung nutze, die für mich selbst immer etwas bewegen, habe ich nicht mehr zu kauen an der Feststellung Balzacs: “die Ziege muss eben dort weiden, wo sie angebunden ist“. In der Verschlossenheit löst sich keine Verstrickung.

Bei existenziell wichtigen Fragen ist der Weg des geringsten Widerstandes nicht immer der hilfreichste. Wer sich zum Beispiel an den anderen überanpasst, wird letztlich zu dessen Vollzugsorgan und verpasst sein Ich. Wenn wir uns davor scheuen, unsere Bedürfnisse und Interessen anzumelden, auch wenn zu befürchten ist, dass ein Konflikt entsteht oder zumindest kurzzeitig eskaliert: in der zu großen Anpassung versäumen wir eine Reifung.

Wer durch stete Anpassungsleistung einen Menschen für sich gewinnen will, baut nicht wirklich an einer Beziehung, die für beide Seiten erstrebenswert ist. Unterdrücktes und Versäumtes bringen Verzerrungen in die Beziehung sowie Bitterkeit und Härte. Anpassung führt letztlich in unterschwelligen Hass oder Depression oder auch psychische Krankheiten. Je länger wir uns überanpassen und damit die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit aufschieben, desto schwerer wird das anfangs noch Leichte.

Dr. Dr. Gattus Hösl

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